Wie so häufig bin ich wieder auf einem anderen Fleckchen unserer wundervollen Erde: Dieses Mal Südindien, Kerala. Und hier, weit entfernt, stelle ich mal wieder fest, was reisen in mir bewirkt.
Das wurde mir in einem Gespräch deutlich, das ich im Flieger nach Dubai mit einem jungen Mann geführt habe. Ich verzichte auf Namen in meinen Berichten, da ich nicht denke, dass die Personen, mit denen ich spreche, davon ausgehen, irgendwo erwähnt zu werden.
Er studiert in Deutschland und geht nun für ein Praktikum ins Ausland, nach Kapstadt. Einen so lebenshungrigen, offenen und an Reisen interessierten Mann habe ich lange nicht mehr getroffen.
Während unseres Gesprächs, das sich zu Beginn nur ums Reisen drehte, fühlte ich, welch großes Geschenk es für mich ist, immer mal wieder die Möglichkeit in meinem Leben zu bekommen bzw. sie mir auch zu nehmen, zu reisen. Für mich bedeutet Reisen vor allem Freiheit. Das Loslassen von allem, was ich in Deutschland vermeintlich brauche. Allen voran meinen eigenen vier Wänden, ein sauberes Bad, mit einer funktionierenden Toilette und einer warmen Dusche. Fließendes, warmes oder kaltes Wasser, das ich sogar trinken kann. Meinen unendlich vollen Kleiderschrank, das Auto, das Fahrrad, etc. Für wie selbstverständlich ich das alles halte.
Und wie schön es ist, all das Gewohnte einfach mal nicht als natürlich anzusehen. Nichts so wirklich planen zu können, denn alles kann anders kommen auf solchen Reisen…
Neues entdecken zu können und zu schauen, was sich dann verändert. Mit seinen Habseligkeiten auf dem Rücken loswandern zu können, alles bei sich zu haben, um sich so frei zu fühlen wie sonst nie… Das erlebe ich beim Reisen.
Es ermöglicht mir neben dieser geliebten Freiheit das Gefühl von Abstand zu all dem zu bekommen, was in meinem Leben ist. Und diesen Abstand empfinde ich aus zweierlei Hinsichten förderlich für mich und meine Seele.
Zum einen, um immer wieder zu fühlen, wie dankbar ich bin. Für meine Familie, meine geliebten Menschen und Freunde um mich herum, aber auch all die wundervollen Menschen, die ich durch meinen Beruf kennenlernen darf und mit denen ich meinen Alltag verbringen darf.
Und zum anderen, um darauf zu blicken und sortieren zu dürfen. Immer wieder neu zu schauen, und mir die Fragen zustellen: Welche Personen tun mir in meinem Leben gut? Was tut mir gut? Was sollte ich mehr in mein Leben holen, was muss ich eher reduzieren? Und das ist die Freiheit, die jeder hat. Schnapp dir einen Zettel oder beantworte dir die Fragen in Gedanken, um mit mehr Abstand und deutlich bewusster dein Leben zu genießen.
Vom äußeren zum inneren Wachstum in Kerala unterwegs…